Indienreise von Hermi Ritzinger und Maria Martin

Eine Reise, die uns erdet – Indien, Kerala von 9.10. – 28.10.2022

Wohin auch immer du gehst, geh aus ganzem Herzen

Konfuzius

Bericht von Hermi Ritzinger über eine spirituelle Reise mit Maria Martin

Wir ließen uns wieder ein. Wir tauchten ein in eine gänzlich andere Kultur eines fernen Kontinents. Trotzdem fühlten wir eine Verbundenheit mit den Menschen dort in Kerala, einem südindischen Staat. So war es für Maria bereits der fünfte und für mich der zweite Aufenthalt in der Heimat von Pfarrer Sebastian Edakarottu. Das Ziel unseres Besuches war primär der Abgleich der Daten des Patenkind-Projektes „We Care“ im Center der Diözese Kanjirapally. Wir verglichen die Daten der gecancelten Kinder mit unserer Datei beziehungsweise ergänzten wir die ausgeschiedenen Patenkinder. Zahlreiche Anträge neuer Mädchen und Buben, deren Familien als unterstützungswürdig eingestuft wurden, konnten wir mit nach Österreich nehmen. Die Zusammenarbeit mit den dortigen Mitarbeiterinnen funktionierte hervorragend, da allesamt sehr entgegenkommend, empathisch und freundlich agierten. Es entstand eine herzliche Verbundenheit und Freundschaft mit ihnen.

Ein großes persönliches Ziel unserer Reise war es, viel Zeit miteinander zu verbringen, um unser bestehendes Zwillings-Band zu festigen. Das gelang uns hervorragend. Natürlich standen einige Besuche diverser Projekte der Träger Organisation „We Care Center“ am Programm.

Nalla Samarayan Ashram – das Haus der barmherzigen Samariter

Der indische Begriff „Ashram“ bezeichnet ursprünglich die Einsiedelei eines indischen Asketen. Heute wird damit ein klosterähnliches Meditationszentrum bezeichnet, in dem Anhänger einer spirituellen Lehre leben und füreinander da sind. (Wikipedia)

In Nalla Samarayan, ein psychosoziales Rehabilitationszentrum, leben etwa 160 geistig beeinträchtigte Frauen. Sie werden dort in ihrer Persönlichkeit akzeptiert, erfahren Liebe, Geborgenheit, Zuwendung, Pflege und Therapie. Viele der Frauen wurden bzw. werden aufgrund ihrer psychischen Defizite von Zuhause verstoßen. Ein Leben auf der Straße wäre vermutlich eine der Optionen, die für sie in Frage kommen würde, allerdings ein tragischer Umstand. Das Team besteht aus geistlichen Schwestern, Sozialarbeiter:innen, Pflegepersonen und Lehrer:innen. Sie alle sind um das Wohl der Klientinnen bemüht. Schwester Mareena, die Leiterin des Hauses, sowie ihre Mitarbeiter:innen empfingen uns sehr herzlich. Gesänge in Chor- und Einzeldarbietungen und tänzerische Einlagen wurden uns dargeboten. Nach der kleinen Show und einem kleinen Imbiss, bezogen wir unsere Unterkünfte. Jedes Zimmer ist einfach, jedoch mit WC und Dusche ausgestattet. Was braucht man mehr? Das wäre für den Großteil der Menschen Indiens ein Exklusivappartement.

Gartenarbeit ist die Hauptbeschäftigung der Frauen. Jedes Mitglied dieser großen Familie kennt ihre Aufgaben, welche es gerne, meist auch automatisiert, verrichtet.

Angel`s Village – das Dorf der Engel

Angel`s Village ist ein einzigartiges und großes Integrationsprojekt für geistig und körperlich beeinträchtigte Kinder in Kerala. Es ist eine Schule und Trainingsstätte, welche als „kleines Dorf“ geführt und stetig erweitert wird. Es bietet den Kindern nicht nur Unterricht und Aufsicht, sondern fördert sie entsprechend der körperlichen und geistigen Voraussetzungen mit Therapie und gezielter Schulung. Vor Ort sind unter anderem Logopäd:innen, Psycholog:innen und Physiotherapeut:innen angestellt. Verschiedene Werkstätten sowie ein toller Bewegungsraum mit bedarfsgerechten Gerätschaften sollen die sensorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder fördern. Es ist eine Idylle der Menschlichkeit. Schwester Litty, die Direktorin des Hauses, und Pfarrer Roy Vadakkel führten uns stolz durch das ganze Haus. Sr. Litty, eine sympathische, eloquente, elegante, junge, geistliche Schwester führt diese Einrichtung mit großem Enthusiasmus, Hingabe und Weitblick. Pfarrer Roy und Pfarrer Sebastian hatten vor einigen Jahren die Idee, dieses einzigartige Projekt ins Leben zu rufen. Es wird nach wie vor fleißig weiter gebaut und notwendige Einheiten geschaffen. So steht beispielsweise eine weitere Eröffnung großzügiger Wohneinheiten für Familien, deren Kinder hier die Schule besuchen und die ganzheitliche Betreuung genießen, knapp bevor. Nach einer ausgiebigen Führung, wurde uns im großen Veranstaltungssaal eine tolle Performance geboten. Natürlich wurden wir von den Kindern herzlichst und mit großem Applaus empfangen. Sowohl Kinder der Einrichtung als auch Seminaristen des Priesterkonvents führten viele einstudierte Musikstücke und Tanzeinlagen vor. Die Seminaristen wohnten ebenfalls bei uns in Nalla Samarayan und waren uns schon sehr ans Herz gewachsen. Musikalisch und tänzerisch war dies ein Highlight dieser Tage.

Bethlehem Ashram

Am Abend besuchten wir mit Pfarrer Roy und den Priesterstudenten das Haus Bethlehem Ashram. Es ist ein Mutter-Kind-Haus. Hier leben 22 Kinder mit ihren Müttern und teilweise ohne diese. Die Frauen wohnen hier, da sie vermutlich unerwünscht schwanger wurden und so ihr Zuhause verloren haben. Hier erleben sie Anerkennung und Würde in einer familiären Umgebung. Gleichzeitig werden Mütter bei der Job-, Wohnungssuche etc. unterstützt. Die fröhlichen Gesichter, untermalt durch die kunterbunten Farben der Kleider, versetzten uns in eine sonderbar fröhliche Stimmung. Es war herzbewegend anzusehen, wie viele der Mädchen Pfarrer Roy verehren, lieben und an ihm hängen. Wie ein Vater, der zu seinen Kindern nach Hause kommt – ein Bild, das lange in unseren Herzen verankert bleibt. Auch dort gab es jede Menge Darbietungen von den entzückenden Mädchen und auch wieder von den Studenten. Am Ende des Programms wurden wir gebeten auch ein Lied aus unserer Heimat darzubieten. Wir schafften es nicht, uns zu entziehen – so sangen wir „Drunt im Burgenland…“. Der Applaus war gigantisch und wir hatten unseren Spaß. Während der Heimfahrt erzählte uns Pfarrer Roy auf Bitten der Priesterstudenten sehr viel aus seinem Leben – beeindruckend. Es war ein wundervoller Tag.

Ashram Mary`s Bhavan

Dieses Haus musste zusätzlich errichtet werden, da der Bedarf an derartigen Einrichtungen für geistig beeinträchtigte Frauen enorm ist. Drei geistliche Schwestern geben 20 verwaisten Frauen ein Zuhause der Geborgenheit, Liebe und Fürsorge. Sie umsorgen sie liebevoll. Ihre Talente werden erkannt, gefördert und geschätzt. Nach einer herzlichen Begrüßung, wurden uns auch hier Lieder und Tänze vorgeführt. Wenn man in die Gesichter der Frauen sieht, blicken sie starr und leer vor sich hin. Doch nur eine kleine Aufforderung ihrer Betreuerinnen auch etwas darzubieten, reichte, um die Vorführung mit entsprechenden Einfühlungsvermögen, Gestik und Mimik zu unterstreichen. War das Lied vorbei, verfielen sie wieder in ihre Monotonie und der starre Blick kehrte zurück.

Ashram Home

Das Heim liegt in unmittelbarer Nähe des Pastoralcenters Kanjarapally. Hier werden ebenfalls geistig beeinträchtigte Mädchen betreut. Zurzeit sind es sieben Mädchen, welche von drei jungen geistlichen Schwestern unterstützt werden. Sie leben mit ihnen wie in einer großen Familie. Das Heim ist renoviert, hat eine schöne eigene Kapelle und strahlt Geborgenheit aus. Die Kinder werden täglich mit dem Bus in die Schule des Angel`s Village zum Unterricht gebracht. Fröhlich liefen sie durch das Haus und waren ebenfalls entzückt Pfarrer Roy wieder zu sehen. Wir wurden immer mit großen Augen betrachtet. Sind wir doch Menschen mit heller Haut, vermutlich die ersten dieser Spezies, die sie in ihrem Leben sehen. Berührungsängste zeigten sie jedoch nicht. Sie umarmten uns, reichten uns die Hände und führten uns durch ihr Zuhause.

Palliativ-Care in Nalla Samaryan Ashram

Am letzten Tag besuchten wir die Palliativeinrichtung, welche in einem eigenen Gebäude untergebracht ist. Dort sind zurzeit etwa 40 Frauen, welche meist unter einer fortgeschrittenen, progressiven Krankheit leiden. Auch bettlägerige Patientinnen werden dort gepflegt und medizinisch betreut. Monotone Geräusche, immer wieder dieselben Worte, immer wieder dieselben gleichförmigen Bewegungen der Hände ließen uns geistig erschaudern. Eine unfassbar schwere Aufgabe für das dort tätige Pflegepersonal, welches ein enormes Einfühlungsvermögen, eine große Menschenliebe und Hingabe für diese Arbeit abverlangt. Viele der Frauen blicken apathisch, abgestumpft und nehmen die Umgebung nicht mehr wahr. Trotzdem wurden uns auch hier Darbietungen geboten. Es war einer der bewegendsten Momente. Trotz meines ehemaligen Berufes als Krankenpflegerin, war es kaum erträglich.

Abschied von Nalla Samaryan Ashram

Nach einem neuntägigen Aufenthalt im Frauenhaus in Pulimavu, außerhalb von Kanjarapally, kam der große Abschied. Der Abschied fiel uns schwer, da die Menschen uns bereits sehr vertraut waren.

Die nächsten acht Tage verbrachten wir in einem Hotel am Indischen Ozean. Zufrieden und innerlich dankbar, nach Tagen spartanischer Lebensweise wieder eine komfortable Unterkunft beziehen zu können. Es gab vieles, das unseren Aufenthalt versüßte, noch eines gab es nicht, weder Radio noch Fernsehen noch eine verlässliche Internetverbindung. Na dann, wir hatten uns bereits an die Stille gewöhnt.

Patenschaften in Kerala

Bericht von Maria Martin

STEP Programm

Grundidee des Patenkind-Projektes war, bedürftigen Kindern unserer Partnerdiözese Kanjirapally in Indien eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Dafür wurde vor vielen Jahren das Patenkind-Projekt im Kleinen begonnen. Der Vorstand und alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, somit kommt das Stipendium voll und ganz den Kindern und Jugendlichen zugute. Hauptaufgabe ist die Verwaltung eines „Stipendium-Topfes“. Kinder aus einem der Kinderheime unserer Partnerdiözese oder aus ärmlichen Verhältnissen, die sich sonst keine Schulausbildung leisten könnten, werden ausgewählt und die jährliche Unterstützung ihres „Paten“ ermöglicht die Abdeckung der Mindestgrundbedürfnisse des Schulalltages. Viele der Paten haben das Angebot der von Pfarrer Sebastian organisierten Indienreise wahrgenommen und dabei ihr Patenkind persönlich kennengelernt.

Im Rahmen unseres Aufenthaltes hatten wir die Möglichkeit unsere eigenen Patenkinder, bzw. Patenkinder anderer Sponsoren zu treffen. Die Mitarbeiter im Büro des WECARE Centers machten es möglich. Die Eltern wurden von unserem Besuch vorab schon informiert. So wurden wir anfangs fast täglich mit einem Besuch überrascht.

Mitarbeiter im WECARE Büro
Sr. Else und Sr. Joicy

Mit dankbaren und glücklichen Momenten wurden wir belohnt. Die Freude war beiderseits riesig. Für uns war es ein wunderbares Gefühl, das Kind, welches wir unterstützen persönlich zu sehen und umgekehrt die tiefe Dankbarkeit, vor allem der Eltern zu erleben. Die ehrfürchtigen und herzlich dankbaren Blicke, waren für uns sehr beeindruckend. Mit dieser Unterstützung bekommen die Jugendlichen die Möglichkeit eine Ausbildung zu absolvieren, welche sie ohne dieses Programm nicht hätten. Mein ältestes Patenkind z.B. ist bereits 21 Jahre. Sie ist nun bald mit ihrer Ausbildung fertig und betrachtet mich sozusagen als ihre 2. Mama. Sie war so glücklich, dass sie mich diesmal persönlich gesehen hat. Bei meinem letzten Besuch konnte ich leider beim Patenkind-Treffen nicht dabei sein. Da war sie damals sehr traurig, umso größer war jetzt ihre Freude mich im Hof des Pastoralcenters in die Arme schließen zu können.

Manuja Manoj.
21 Jahre jung – Ausbildung im Gesundheitsbereich.

Die anderen Patenkinder sah ich fast täglich, da sie in der Nachbarschaft unserer Unterkunft in Nalla Samarayan wohnen. Etwas scheu, kam mir Ann Maria entgegen. Fragend, was soll ich sagen. Ann Maria ist 13 Jahre. Natürlich ist der Anblick unserer Hautfarbe für sie fremd und daher etwas Besonderes. Auch am Sonntag nach der Messe traf ich sie mit ihrer Schwester und Mutter. Einfach wunderschön. Das dritte Patenkind ist ein Junge, er wohnt hinter dem Haus unserer Unterkunft. Er kam mit seinem Vater und einem kleineren Cousin. Er spielt Orgel und Trompete. Wunderschön….

Ann Maria mit Mutter, Schwester und Merlin eine Sozialarbeiterin

Mein Patenkind Daniel, ein musikalisches Talent, Vater und Cousin

Hermi traf ihr Patenkind im Büro der WECARE Organisation. Auch sie kam, nachdem sie die Nachricht erhielt, um ihren Sponsor zu treffen. Immer wieder berührende Szenen. Ständig müssen wir erklären woher wir kommen: Australien ist in den Köpfen der indischen Bevölkerung gegenwärtiger.

Hermis Patenkind Aparna
Auf Besuch bei der Familie von Erikas Patenkind Sinu

Ein ganz besonders emotionales Erlebnis war der Besuch im Hause eines Patenkindes, dessen Mutter seit vielen Jahren nach einer Hirnblutung ans Bett gefesselt ist und liebevoll von ihren Kindern und ihrem Ehemann gepflegt wird. Sinu ein junger Mann, er absolviert gerade sein Studium und ist das Patenkind von Erika. Wir konnten der Familie eine beträchtliche Summe im Namen von Erika übergeben. Ihre Gebete für die Familie von Erika und Fritz sind ein fester Bestandteil in ihrem christlichen Leben. Father Roy war mit uns bei der Familie, wir konnten uns persönlich davon überzeugen, dass die Hilfe gut gebraucht wird. Sinu konnte auch mit Erika ein Telefonat führen. Diese Momente waren vertraut und erfüllt von ehrfürchtigen, dankbaren Gesten. Ein Lächeln konnten wir auch im Gesicht der Mutter erkennen, als sie die Stimme von Father Roy hörte. War sie doch eine seiner tüchtigsten Mitarbeiterinnen. Immer wieder findet Roy Zeit, um der Familie einen kurzen Besuch abzustatten. Sinu wird sein Studium abschließen und hat Erika versprochen, weiter in Kontakt zu bleiben.

Patenkind von Doris Kamper

In diesem Jahr gibt es für die Sponsoren von ihren Patenkindern keine Briefe, wie in den letzten Jahren, sondern heuer konnten wir Familienfotos mitnehmen. Diese mehr als 300 Fotos, sowie eine große Anzahl neuer notwendiger Patenschaften, wurden von uns im Koffer „mitgebracht“. Falls sie auch eine Patenschaft übernehmen wollen, können sie sich sehr gerne bei uns melden.

Waisenhaus: Bethlehem Ashram

Durch diese Unterstützung ermöglichen wir den Kindern eine bessere Perspektive für ihr weiteres Leben.
Folgende Stipendienformen sind möglich:
€ 100, – pro Jahr vom Kindergarten bis zum Abschluss der Pflichtschule (3-15 Jahre)
€ 400, – pro Jahr für Studenten und Studentinnen berufsbildender Schulen (ab 15 Jahre)
€ 365, – pro Jahr für Kinder, die in der Einrichtung „Angels Village“ betreut werden.
Natürlich freuen wir uns auch über jede Spende auf unser Konto der Raiffeisenbezirksbank Oberwart IBAN: AT 25 3312 5000 0092 2104 ltd. auf WeCARE Partnerschaft!

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